Man sagt, man wachse an seinen Aufgaben. Hören tut man hingegen immer wieder, dass hier und dort wer an diesen zugrunde ging.
Ich habe mich für ein Jahr Auszeit, Vaterzeit entschieden, wie das gehen wird...?

 

1

 

Prolog

Ende Oktober 2007. Seit einer Woche ist Valentin da. Emilie scheint den ersten Schock überwunden zu haben. Ich noch nicht. Drei- bis viermal pro Nacht hat der Bengel Hunger. Gut, ich muss nicht aufstehen. Aber wach bin ich dennoch. Zweimal pro Nacht ist Emilie wach. Morgens fragt man sich: Wozu habe ich mich jetzt eigentlich gestern Abend überhaupt ins Bett gelegt?
Dann ins Büro. Zum Glück habe ich Ulla gegenüber – keine Quasselstrippe. Allzu stressig ist es momentan auch nicht. Und in zweieinhalb Monaten ist erst mal Ende. Ob das besser wird? Ein Jahr nur Spielplatz, Windeln und Milchbrei? Man wird sehen.

 

1.01.2008

Mein Erster Tag in Freiheit! Oder in Gefangenschaft? Angesichts der Rücksichtnahme beider Kinder auf meinen ausgewachsenen Sylvesterkater tendiere ich zu Gefangenschaft. – Wie gesagt: Man wird sehen.

 

2

 

7.01.2008

Ewa muss zum Arzt, 11:00 Uhr in Oberkassel. Emilie will mit. Da Valentin gerade schläft, denke ich „Super!“

Ich liefere die beiden Mädels da ab, schiebe Valentin zum Bäcker, hole mir den ersten Kaffee-„ToGo“ meines Lebens sowie zwei Mettbrötchen dazu und setze mich auf eine Bank am Belsenplatz. Valentin schläft, die Sonne scheint ein wenig, die Mettbrötchen sind gut. – Yeah! Freiheit!

 

20.01.2008

Der Begriff „Dreimonats-Koliken“ stellt sich als echter Bluff heraus. Eigentlich müsste seit einer Woche Ruhe sein. Valentin schert das nicht. Pünktlich um 20:00Uhr geht es los. Zwei bis drei Stunden. Zugegeben, mit kleinen Pausen, in denen er in eine Art Schockschlafstarre verfällt. Das hält 5-15 Minuten an, dann wacht er auf und plärrt weiter. Da Ewa abends immer Emilie ins Bad und Bett bringt, habe ich ihn also meistens schreiend auf dem Arm.

Ich lasse, nicht nur wegen der kalten Jahreszeit, alle Fenster in seiner und meiner Nähe fest verschlossen...

Kaum hat Ewa Emilie ins Bett verfrachtet und nimmt Ihn mir ab, hält er die Klappe und lächelt auch noch. Natürlich nicht in meine Richtung. – Mistkerl, die nächste Windel machst Du Dir selbst!

 

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21.01.2008

Emilie nähert sich Valentin immer mit einem sehr undurchsichtigen Gesichtsausdruck. Sie lächelt zwar, aber es hat irgendwas hintertriebenes. Wir werden sie beobachten...

 

25.01.2008

Emilie hat ausprobiert was passiert, wenn man Valentin den Finger ins Auge steckt. Da Ihre Freundin Maya das gleiche zwei Tage vorher bei ihr ausprobiert hatte, sollte man ihr eigentlich nicht allzu böse sein. Ist man, angesichts des Tiefgangs von Valentins Geschrei, aber irgendwie doch. Nachdem ich sie zunächst angeschrien habe, versuchte ich es danach, pädagogisch betrachtet, etwas anspruchsvoller. Ich entschuldigte mich für´s Anschreien und rief ihr ins Gedächtnis, das ihr jener Versuch ihrer Freundin Maya, bei Ihrem eigenen Auge, auch nicht allzu viel Freude bereitet hatte. Sie setzt ein „ich habe verstanden“-Gesicht auf.

 

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26.01.2008

Pädagogik hat Grenzen und meine Fähigkeiten im Gesichtsausdruckdeuten auch. Heute hat Emilie die Testreihe „Gegenstände ins Auge meines kleinen Bruders stecken“ um das Fieberthermometer aus ihrem Spielzeugarztkoffer erweitert.

Zum Glück ist das Teil sehr stumpf und ich konnte ihren Angriff schon im Ansatz erkennen und durch einen beherzten „Emilie“-Schrei den Schwung etwas bremsen. Kinderaugen scheinen recht robust zu sein.

Ich habe Emilie verboten, sich ihrem Bruder heute nochmals, bis in Armreichweite, zu nähern. Ihren Spielzeugwischmob, den sie nun als Armverlängerung benutzen wollte, habe ich in den Kleiderschrank gesperrt.

Wenn sie so weiter macht, kommt sie auch da rein...

 

28.01.2008

Mein erster Nachmittag, mit beiden Kindern alleine.

Ewa ist arbeiten, mithin unansprechbar, es sei denn für Katastrophenalarm. Ich bin alleine, ich habe Stress! Zu allem Überfluss muss ich auch noch einkaufen. Will sagen, ich habe nachher Einkaufstüten und Kinderwagen in den Händen, kann also Emilie nicht bändigen, wenn ihr Unsinn einfällt.

Zum Glück schreit Valentin nicht und nachdem ich aufhöre an Emilie rumzunörgeln (reiner Stressabbau) ist sie auch verträglich. Ich schaffe das! Ganz Sicher!

Heinrich ruft mich an. Er beruhigt mich, ja sicher, ich schaffe das. Und wenn Ewa anruft, ganz relaxt tun, alles easy, kein Problem. Um vollends aufzutrumpfen, noch schnell aufräumen und das Bad putzen, bevor sie nach Hause kommt. Jedenfalls, ganz wichtig sei: immer überlegen, großmütig und entspannt wirken.

Nun ja, erstmal den Einkauf überstehen.

Das klappt auch soweit ganz gut. Doch dann, zu Hause wird der Schreihals (Valentin) wach und hat sofort Hunger. Nun muss ich aber erst Wasser abkochen, auf 50° abkühlen lassen (während er ohne Luft zu holen weiter schreit) und dann kann ich erst die Flasche fertig machen. Seine erste Schüttelmilchflasche, nebenbei bemerkt. Ob er die akzeptieren wird oder einfach weiter schreit bis die Brust (Ewa) nach Hause kommt, weiß man also auch noch nicht.

Nebenher muss ich, mit dem schreienden Schreihals auf dem Arm, natürlich noch Abendbrot für Emilie machen, wird ja sonst zu spät alles. Ich schaff´ das schon...

Emilie wird zickig, weil ich Valentin zu viel Aufmerksamkeit widme (schleppe ihn ja die ganze Zeit auf dem Arm rum, während er mir ungestört und unablässig direkt ins Ohr schreit). Ich soll mit ihr spielen. Dann will sie Valentin unbedingt füttern und wirft sich schreiend auf den Boden als ich es ablehne. Ich werde „ungeduldig“ und schreie sie an, sie soll die Klappe halten. Sie schreit auf dem Sofa weiter, ich füttere Valentin. Nachdem er aufhört zu schreien (Futter wirkt doch immer) kommt Emilie auch wieder an.

Nun sitze ich mit beiden Kindern auf dem Schoß, Valentin mit der Flasche im Mund, Emilie mit dem Daumen und hoffe das Ewa bald heimkommt.

Ich entschuldige mich bei Emilie mal wieder für´s Anschreien und erkläre, das ich gestresst bin, wenn Valentin schreit, weil ich nie weiß, ob er jemals wieder aufhört.

Emilie sagt, sie sei auch immer gestresst, wenn Valentin schreit.

Am Abend betrinke ich mich ein wenig. Ewa muss das Bad selber putzen.

 

 

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04.02.2008

Valentin fängt nun schon an zu wimmern wenn Emilie ihn ansieht. Ob er Angst vor ihr hat?

Dabei lässt Sie ihn derzeit eigentlich in Ruhe. Sogar Sommersprossen für den Rosenmontagszug hat sie ihm auf die Nase gemalt. Und ganz ohne ihm Schmerz zuzufügen (ausser seelischen vielleicht).

Vor dem Umzug hatte Emilie ein wenig Angst. Die etwa 45 Gummibärtütchen, die sie einsacken konnte, halfen Ihr aber ganz gut darüber hinweg.

Eine der zwei ergatterten Plastikrasseln hat sie, auf unseren etwas drängend vorgetragenen Vorschlag, sogar an Valentin vermacht. Der kann sie schon festhalten und haut sie sich immer ins Gesicht, lächelt aber dabei. Sein Schmerzempfinden scheint er mittlerweile gut im Griff zu haben. Ein echter Kerl.

 

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05.02.2008

Kerl ja, Mistkerl! Es ist jetzt 11:00 Uhr und ich mache ihm bereits die vierte Windel. Dieses gemeine Grinsen, wenn er seine Notdurft in die gerade frisch gewechselte Windel verrichtet, könnte er sich wenigstens sparen.

 

24.02.2008

Emilie ist vom Klettergerüst auf dem Spielplatz gesprungen und hat sich mutmaßlich den Mittelfußknochen gebrochen. Zum Glück war ich nicht dabei sondern Ewa. Ab nach Kaiserswerth in die Ambulanz.

Da der Gips ständig irgendwo drückt, bekommt sie fast jeden Tag einen neuen. Wir fahren also jeden Tag nach Kaiserswerth in die Ambulanz. Schöne Tage - und tolle Nächte. Der Gips drückt natürlich vor allem Nachts. Is ja klar....

 

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16.03.2008

Wir, nein, Emilie ist zu Elisabeth Brock´s Kindergeburtstag eingeladen. Alle anderen Mädchen (bis auf Florentine, aber die zählt hier noch nicht) sind etwas älter als Emilie. Eine ist über vier und sieht sich damit berechtigt, den Feldwebel zu spielen und alle herum zu kommandieren. Emilie schreit die Feldwebelin irgendwann an: “Naaiiiin! Ich will nicht!“

Ich freue mich über die Durchsetzungskraft meiner Tochter und trinke mit Uli das zweite Bier.

Valentin hängt mir im Baby-Björn vor dem Bauch und schläft. Das nutze ich und trinke schnell noch das dritte Bier.

Beim Topfschlagen läuft Emilie immer rückwärts wenn die Kinder „Heiß!“ rufen. Ob das damit zusammen hängt, dass sie sich neulich am Toaster die Finger verbrannt hat?

Nachdem Emilie mal wieder mit ihrem „Sommer-in-Italien –Spiel“ anfing und sich dem Großteil ihrer Kleidung entledigte, sind bald alle anderen Kinder auch halb nackt. Zum Glück kann ich Emilie überreden Ihre Windel anzulassen. Sonst würden die Nachbarn uns noch irgendwelche Wildwasser-Aktivisten ins Haus hetzen.

Uli und ich trinken weiter Bier, die anderen Eltern versuchen auch, sich gelassen zu geben, was ihnen - ohne Bier - etwas schwerer zu fallen scheint als uns. Ich bin, offen gestanden, natürlich nur deshalb entspannt, weil Valentin schläft und Emilie beschäftigt, sowie, dank der vielen, nicht Bier trinkenden Mütter, gut beaufsichtigt ist.

Valentin wird wach, zappelt rum und versucht an mein Bierglas zu kommen. Wo soll das noch hinführen? Woher hat er das?

Jedenfalls ist ihm anscheinend langweilig und er fängt an zu nörgeln.

Da stellt sich gleich wieder das gehetzte Gefühl in meinem Nacken ein. - Trotz des Bieres.

Auf der Heimfahrt mit der Bahn erzählt Emilie den völlig unbekannten Sitznachbarn von der tollen Geburtstagsparty. Valentin ist noch bei seiner Flasche eingeschlafen. Ich schaue aus dem Fenster und bin froh, den Tag mal wieder einigermassen stressfrei überstanden zu haben.

Mal sehen was die Nacht bringt.

 

16.03.2008

Das eigentlich anstrengende ist, neben der permanenten Geheztheit tagsüber, der permanente Schlafmangel. In der Regel komme ich auf fünf Stunden Schlaf. - Fünf einzelne Stunden versteht sich. Morgens nach dem Duschen fühlt man sich dann ganz kurz einigermaßen wach um, während des Wartens auf das Toastbrot, schon fast wieder mit dem Kopf auf die Tischplatte zu fallen. Der Rest des Tages ist ein einziger Tiefpunkt.

Das Highlight des Tages ist der Spielplatz, wenn Valentin schläft und Emilie auf der Schaukel sitzt. Während man sie anschubst, kann man im Stehen etwas vor sich hin dösen. Nur manchmal wird man angehalten höher zu schaukeln.

Mittlerweile haben wir auch eine recht ausgefeilte Schlaflogistik entwickelt. Nur um Emilie nicht zu wecken wenn Valentin aufwacht, um nach der Flasche zu schreien. Darüber hinaus, um Eifersuchtsanfälle zu vermeiden, weil Valentin bei Mama im Bettchen schläft. So nächtige ich immer mal wieder mit ihm auf dem kurzen Zweisitzersofa...

 

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18.03.2008

Manchmal trifft man jemanden von RKW. Sofort wird man gefragt, ob es im Büro nicht doch besser war. Nein nein, rufe ich dann immer sofort und reiße dabei die Augen möglichst weit auf um einigermaßen wach zu wirken.

Aber im Grunde stimmt es schon, so anstrengend das hier ist, vermissen tue ich nichts - außer Schlaf natürlich. Und einen letzten Rest Selbstbestimmtheit vielleicht.

 

24.03.2008

Schnee! In Düsseldorf! Ich kann meiner Tochter zum ersten mal richtigen Schnee zeigen...

Früher, also zu meiner Zeit, da hatten wir meterhoch... Bei meiner Oma im Westerwald sogar in der geschlossenen Garage...

Jaja, das waren noch echte Winter. Aber heute? Die Zeit vergeht, man wird älter - nein, nicht älter, ALT! - und redet den gleichen Unsinn wie die eigenen Eltern.

Wie auch immer, ich gehen mit Emilie in den Hofgarten und wir bauen einen Schneemann.

 

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02.04.2008

Ich bin jetzt seit vier Monaten weg und war noch nicht einmal in irgendeiner Shopping-Mall. Es scheint also zumindest keine seelische Abhängigkeit zu meinem Berufsleben zu bestehen.

So langsam kehrt auch etwas Routine ein. Manchmal sind sogar die Nachmittage mit den Kindern alleine recht entspannt.

Valentin wird immer selbstständiger...

 

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15.04.2008

Heute habe ich Dietmar, aus dem Baumanagement, getroffen. Er machte einen etwas geschafften Eindruck. Wen wundert`s, mit zwei Zwillingsjungs. Obwohl die zwei gerade ganz friedlich in ihrem Wagen sitzen. Aber mich täuscht ihr nicht, Bengelchen, ich kenne die Wahrheit!

Dietmar ist für 4 Monate in Elternzeit. - Wenn er das durchsteht, denke ich mir. Er sieht wirklich blass aus. Er erzählt in bisschen, vom Schlafmangel und der Gehetztheit, wenn einer endlich schläft, wacht der andere gerade wieder auf und macht direkt Terz, sodass auch der gerade Eingeschlafene wieder aufwacht und so weiter. Jaja, klopfe ich ihm auf die Schulter, kenne ich. Aber zugegeben, ich habe es leichter. Emilie hat ja dank ihres Alters schon so etwas wie Verstand und Kommunikationsvermögen. Das heißt zwar nicht, dass von dem, was mein Sprachzentrum verlässt besonders viel in ihrem Hörverarbeitungszentrum ankommt. Oder dass etwa irgend etwas davon in entsprechende Handlungen mündete. Aber manchmal eben doch ein wenig.

Dietmar verabschiedet sich, er will mit seinen Bengeln in den Park, auf die Wiese. Ich rate ihm kaltes Bier mitzunehmen. Dabei bin ich ein wenig beruhigt, dass wir keine Zwillinge haben, man also z.B. nicht immer zwei Babys gleichzeitig die Windeln wechseln muss. Wie macht man das logistisch?

Dietmar, Du hast all meine Anerkennung!

 

08.06.2008

Emilies 3. Geburtstag. Okay, man hat sowieso kein Eigenleben mehr. Aber ob man den Geburtstag einer Dreijährigen unbedingt zu einem 3-tägigen Hapening ausarten lassen muss?

Nunja, das sieht dann jedenfalls so aus: 1. Tag Verwandtschaft, komplett. Polen-Oma, Polen-Opa, Papa-Oma und Papa-Opa, Kirmes-Oma (Uroma papaseits), Onkel Norbie, Tante Eva, Tante Margit, Onkel Heinz,... ich weiß nicht mehr, wer noch alles.

2.Tag, die Freundinnen.

3.Tag, die Spielgruppe.

Den Verwandtschaftstag überstehe ich (wie die Verwandtschaft vermutlich auch) nur mit reichlich Champagner. Das schöne an Verwandtschaft (besonders Blutsverwandtschaft) ist ja, dass man sie sich nicht aussuchen kann. Und das schöne an Verwandtschaftsveranstaltungen wiederum ist ja, dass immer die aufeinandertreffen und nebeneinander sitzen, die sich nicht ausstehen können. Irgendwie verstehen aber alle, dass es um Emilie geht und reißen sich (sicher auch dank des Champagners) ordentlich am Riemen. Es kommt zu keinerlei unangenehmen Zwischenfällen.

Schön ist auch, dass Emilies Geburtstag mit Düsseldorfs größter Messe terminiert, Polen-Oma und Polen-Opa also wieder bei uns übernachten - zur Erinnerung 2,5-Zimmer, 68qm, RKW-Gehalt-kompatibel.

 

 

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21.06.2008

Urlaub. Was macht man mit Kindern? Cluburlaub. Klar. Das ist super für die Kleinen. Am Besten nach Mallorca. Soll toll sein mit Kindern, hört und liest man überall.

Cluburlaub, das erste mal in meinem Leben, dass ich überhaupt einen kompletten Urlaub vorab buche. Mallorca, auch das das erste mal. Heute Abend geht es los, Abflug ab Köln um 18:30h. Ich weiß nicht mal, wohin wir genau fliegen, wie das Hotel heißt....

Alles inklusive, weiß ich. Da wir aus dem Hotel eh nicht rauskommen und auch der Transfer inklusive ist, muss man mehr ja auch nicht wissen.

Die Anlage hat zwei Pools und es gibt Kinderbespaßung ab 2 Jahren. Wir haben also die Hoffnung, das Emilie sich da ein bisschen abseilen wird und wir ein bisschen entspannen können. Tennis-Einsteigerkurs wäre was für mich. Oder einfach mal ein paar Bahnen schwimmen jeden Morgen...

Flug reibungslos, Valentin schläft, Emilie spielt mit dem Kram aus der Germanwings-Wundertüte. Sie pfeffert das Plastik Jo-Jo durch die Gegend, dass ich Angst um die Kabinenwand und somit den Druckausgleich bekomme. Zum Glück ist sie langsam auch müde und Ewa kann sie für das schöne Germanwings-Puzzle begeistern.

Valentin schläft immer noch auf meinem Schoß. Alles sehr entspannt. Ich sitze am Gang und genieße den Blick in die Kabine...

Der Bustransfer dauert fast eineinhalb Stunden, ich hatte 30 Minuten im Kopf. Vielleicht hätte man doch vorher mal schauen sollen, wo das Hotel genau liegt.

Valentin schreit natürlich die ganze Fahrt. eine Mittransferpassagierin ist genervt und hat gute Tipps für Ewa um ihn zu beruhigen: „Vielleicht ist ihm einfach kalt, ist ja nicht besonders dick angezogen...“ usw.

Das Hotel, vor dem der Bus hält um sie abzusetzen, entschädigt uns. Gleichzeitig bangen wir langsam, wann endlich und wo man uns absetzen wird.

Um 23:30 Uhr kommen wir tatsächlich im Club an, bekommen nichts mehr zu essen außer kaltem Buffet im Restaurant (klar setzt man sich mit zwei völlig fertigen Kindern nach insgesamt acht Stunden Anreise um halb zwölf nachts noch schnell ins Restaurant und isst einen Happen). Wir schleppen uns ins Apartment, stopfen Emilie noch mit Keksen voll und dann die Kinder ins Bett.

Die Zimmer sind schmutzig, die Wasserhähne in Bad und Küche kaputt, der Kühlschrank tut es auch nicht. Morgen früh gibt´s dicke Luft an der Rezeption!

22.06.2008

Der erste Tag, leicht bedeckter Himmel. Ewa ist genervt, ich genieße, dass ich mich an der Rezeption reichlich abreagiert habe und dass wir nicht an den Strand müssen. Ich hasse Strand, überall Sand, in den Schuhen, in den Hosentaschen, in der Badehose...

Das Restaurant ist der blanke Horror. Geschätzt 2000 Leute, die Hälfte Kinder. Geräuschkulisse wie eine Mischung aus überfülltem Freibad und Uni-Mensa in der Mexico-Woche (wenn es Bohneneintopf und Corona-Bier gibt).

Zu allem Überfluss stört sich niemand an der, per Eingangstürschild deutlich markierten, Kleiderordnung. Verschorfte Füße in Badelatschen und hängende Hautfalten in Bikinioberteilen, unter durchsichtigen (!!!) Tüchern - überall. Gibt es in den anderen Apartments keine Spiegel???

Das Anstehen fürs Essen hält sich in Grenzen, das Bier ist kalt (Wein verkneife ich mir hier lieber) und, nun ja, man kann es essen. Gegrillter Fisch mit Pommes. Das schafft jeder.

Emilie möchte schon am ersten Abend nicht mehr ins Restaurant, sondern zu Hause essen.

Valentin ist entspannt, sobald man ihm ein Pommes-Stäbchen in die Hand drückt und er dieses dann in seinem Gesicht rumschmieren kann. Ein bisschen was schafft er auch in den Mund zu stopfen.

 

 

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23.06.2008

Erster Strandtag. Der Weg zum Strand beträgt etwa 800m - und 400 Höhenmeter. Steil, steinig, brütende Hitze. Wir schleppen natürlich allen möglichen Mist mit da runter (und später nebst Kindern auch wieder hoch, denke ich die ganze Zeit). Da ich Strände ohnehin ganz super finde, stimmen mich die Randbedingungen natürlich erst recht überglücklich.

 

25.06.2008

Wir konnten Emilie doch überreden an einer der Kinderbespaßungsmaßnahmen teilzunehmen. Aber nur wenn Mama mitmacht. Mama macht mit - T-shirt bemalen. Papa und Valentin gehen Bier trinken - also, natürlich nur damit Valentin einschläft, im Kinderwagen, auf dem Weg zur Bierbar....

 

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26.06.2008

All-Inclusive ist super. Besonders, weil man keine Getränke mit auf´s Zimmer nehmen darf. Da wir uns aber abgeschminkt haben, die Kinder mal mit dem Babaysitter-Service alleine schlafen zu lassen um mal an die Bar gehen zu können, sitzen wir abends auf dem Hotel-Balkon rum. Und da man ja auch da was trinken möchte, investieren wir noch mal geschätzt zweihundert Euro in mittelmäßigen Wein aus dem Minishop der Club-Anlage. Unnötig zu erwähnen, dass auch der wieder etwa 100 Höhenmeter tiefer liegt und nur zu Brütende-Hitze-Zeiten geöffnet hat. Von der Bar her torkeln spät abends immer mal wieder Engländer-Pärchen an unserem Appartment vorbei...

29.06.2008

Letzter Strandtag. Man gewöhnt sich nicht unbedingt an die Schlepperei unter der kochenden mallorkinischen Mittagssonne aber man ... nimmt sie hin. Ohne allzu viel zu maulen. Wenn man erst mal unter dem Sonnenschirm sitzt und das dritte Eis (oder kalte Bier) auf hat geht es. Man darf nur nicht an den Rückweg denken und muss sich damit abfinden, dass eingeölte Kinder im Sand....

Egal.

 

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30.06.2008

Rückreise. Abfahrt im Hotel, 05:20 Uhr. Wofür macht man da vorher 2 Wochen Urlaub, wenn die Erholung (Hahaha) schon am Rückreisetag wieder dahin ist?! Nun ja, wir sind Nachmittags wieder zu Hause und alle sind froh darüber. Vor allem die Jungs von der Hotelrezeption ;)

 

22.07.2008

Was soll ich sagen, es wird mit jedem Monat etwas besser. Valentin schreit nur noch zum Spass -nicht unbedingt leiser, aber was soll´s- und Emilie scheint ihn fast ein bisschen gern zu haben.

 

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15.08.2008

Gestern waren Ronny und Ina bei uns. Da die beiden bei unseren Kindern recht beliebt sind, heißt das Entspannung - für uns. Die beiden müssen ran. Ina wird erstmal ins Kinderzimmer geschleppt. Ronny bekommt Valentin mit Flasche auf den Arm und die Breichen-Schüssel vor die Nase. Ewa und ich überlegen kurz, ob wir in die Kneipe gehen sollen - oder für drei Tage ins Hotel. Aber wir reißen uns zusammen und machen was zu essen für alle und natürlich auch Rotwein auf...

 

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16.08.2008

Habe einen Kater und bin... unausgeschlafen. Ich sitze vor dem Internet und warte, dass etwas passiert. Seit heute morgen 10:15h. Also seit Ewa mit den Kindern auf den Spielplatz gegangen ist. Seit 2,5 Stunden. Aber es passiert nichts.

 

ICH HABE NUR ZWEI WODKA GETRUNKEN. Aber, ich bin wie tot!

Oder waren es doch drei

 

20.08.2008

Endlich, Valentin krabbelt. Die Frauen sind beim Friseur, die Jungs vertreiben sich die Zeit im Sandkasten. Valentin jagt Tauben. Da er ja erst seit heute krabbelt ist „jagen“ vielleicht etwas übertrieben. Jedenfalls krabbelt er hinter ihnen her und verscheucht auch schon mal eine. Später setzt er sich unter die Rutsche und labert in die Gegend. Sand schippen kann er auch schon ein wenig.Ich könnte jetzt noch unentwegt weiter tippen. Das ganze wird ja kein Ende nehmen, bevor die Kinder aus dem Haus sind, so in 20-30 Jahren...

Also mache ich hier erstmal `ne Pause.

 

Alles wird gut.

 

 

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